Thrombose und Krebs

Thrombose

Entstehung einer Thrombose

Eine Thrombose hängt mit der Gerinnungsfähigkeit des Blutes zusammen. Sobald ein Blutgefäß verletzt ist, setzt die Blutgerinnung ein und sorgt dafür, dass die Wunde schnell verschlossen wird. An diesem komplizierten Vorgang, der oft als Gerinnungskaskade bezeichnet wird, sind Blutplättchen (Thrombozyten) sowie verschiedene Proteine, sogenannte Gerinnungsfaktoren, beteiligt. Zunächst lagern sich Blutplättchen rund um die Wunde zusammen und decken diese ab. Gleichzeitig werden nach und nach verschiedene Gerinnungsfaktoren aktiviert, so dass die Ansammlung der Blutplättchen schließlich von einem Netz aus Proteinfasern (Fibrinfasern) zusammengehalten wird. Dieser Pfropf, der zum Verschluss der Wunde führt, wird als Blutgerinnsel oder Thrombus bezeichnet. Nachdem die Wunde verheilt ist, löst sich der Thrombus wieder auf.

DSL Double Brain AdobeStock 247294151 Blutgerinnung© Double Brain - stock.adobe.com

Aus verschiedenen Gründen kann das komplizierte System der Blutgerinnung gestört sein. Kommt es dazu, dass ein Blutgefäß durch einen Thrombus verengt oder verstopft ist, entsteht eine Thrombose. Befindet sich der Thrombus in einer Schlagader (Arterie), wird von einer arteriellen Thrombose gesprochen. Sehr viel häufiger bildet sich eine Thrombose jedoch in den Venen, insbesondere in den Bein- und Beckenvenen.

Venenthrombosen gehören nach Schlaganfall und Herzinfarkt zu den häufigsten und folgenschwersten Gefäßerkrankungen. In Deutschland erleidet jedes Jahr etwa einer von 1 000 Erwachsenen eine tiefe Venenthrombose.

Quelle: S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und Lungenembolie

Venöse Thromboembolien

Abhängig davon, in welchen Venen sich der Thrombus befindet, unterscheidet man zwischen tiefen Venenthrombosen (TVT) und oberflächlichen Venenthrombosen (OVT). Oberflächliche Venen liegen direkt unter der Haut bzw. im Unterhautfettgewebe. Eine oberflächliche Venenthrombose ist zunächst nicht so folgenschwer wie eine tiefe Venenthrombose. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sich daraus eine tiefe Venenthrombose entwickelt.

Tiefe Venenthrombosen betreffen die tiefliegenden Venen, die eingebettet in der Muskulatur entlang der Knochen laufen. Tiefe Venenthrombosen stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. Denn wenn sich das Gerinnsel oder ein Teil davon von der Gefäßwand löst, kann es mit dem Blutstrom durch das Gefäßsystem geschwemmt werden und zur Verengung oder zum Verschluss von Gefäßen führen. Dies bezeichnet man als Embolie. Besonders gefährlich ist der Verschluss eines Gefäßes in der Lunge (Lungenembolie).

DSL brgfx freepik 40928 Thrombose© brgfx - freepik.com

Tiefe Venenthrombosen und Lungenembolie werden unter dem Begriff venöse Thromboembolien (VTE) zusammengefasst. Hierbei handelt es sich um schwerwiegende Gefäßerkrankungen. Sie können die Gefäße dauerhaft schädigen und zu einer Unterversorgung des umliegenden Gewebes führen. Mögliche Komplikationen sind ein postthrombotisches Syndrom (PTS), das mit Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen einhergeht und massive Auswirkungen auf die Lebensqualität hat. Eine Lungenembolie kann schlagartig zu schwerer Atemnot führen.

Ursachen von Venenthrombosen

Das Entstehen einer Thrombose wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Eine individuelle Veranlagung spielt dabei ebenso eine Rolle wie erworbene Risikofaktoren (z. B. krankheitsbedingt) und Lebensumstände (z. B. Alter, Schwangerschaft, Lebensstil).

Der Berliner Pathologe Rudolf Virchow hat bereits im Jahr 1856 die drei wesentlichen Gründe für das Entstehen einer Thrombose beschrieben. Das nach ihm benannte Virchow’sche Trias sind: Veränderungen der Gefäßwand, eine verminderte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes und Veränderungen der Blutzusammensetzung. Dahinter steckt eine Reihe von Auslösern und Risikofaktoren, die unterschiedlich starken Einfluss auf das Thrombosegeschehen haben.

Veränderungen der Gefäßwand können durch Verletzungen, Entzündungen der Gefäße oder des umliegenden Gewebes sowie als Folge von anderen Erkrankungen entstehen. Medizinische Eingriffe wie Operationen und Katheter sind dabei wichtige Faktoren.

Eine verminderte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes in den Beinvenen hängt meist mit mangelnder Bewegung zusammen. Die Beinvenen sind in die Muskulatur eingebettet. Der Wechsel aus Muskelanspannung und -entspannung wirkt wie eine Pumpe und sorgt dafür, dass das Blut in den Venen nach oben Richtung Herz gepumpt wird. Fehlt die Muskelpumpe, also die Bewegung, fließt das Blut langsamer. Lange Bettlägerigkeit infolge von Erkrankungen oder Operationen ist daher ein großer Risikofaktor für Thrombose. Der Blutfluss kann aber auch verlangsamt sein, wenn die Gefäße durch äußeren Druck eingeengt sind. Das passiert z. B. bei langem Sitzen mit angewinkelten Beinen im Flugzeug. Weitere mögliche Ursachen sind eine Herzschwäche und ausgeprägte Krampfadern (Varizen), die zu einer Überdehnung der Venen führen.

Veränderungen der Blutzusammensetzung können bedeuten, dass die Gerinnungskaskade gestört ist und dadurch eine Gerinnungsneigung (Hyperkoagulabilität) entsteht. Bei manchen Menschen ist die Gerinnungsstörung erblich bedingt. Sie kann sich auch infolge von Krankheiten oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente entwickeln.

Einige der wichtigsten Risikofaktoren für Venenthrombosen
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Große Verletzungen und Operationen (z. B. Hüft- oder Kniegelenkersatz)
  • Vorausgegangene venöse Thromboembolien
  • Herzschwäche
  • Krebserkrankungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Infektionen (besonders Lungenentzündung, Harnwegsinfektion und HIV-Infektion)
  • Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck
  • Krampfadern
  • Einnahme von Hormonpräparaten (Antibabypille oder Präparate gegen Beschwerden in den Wechseljahren)
  • Chemotherapie
  • Einnahme von Medikamenten, die die Bildung roter Blutkörperchen anregen (EPO)
  • Bettlägerigkeit und längere Immobilität
  • Übergewicht (Adipositas)
  • Höheres Lebensalter
  • Schwangerschaft

Symptome

Die Symptome einer tiefen Venenthrombose sind nicht immer eindeutig. Betroffene vermuten daher oft nicht, dass eine schwerwiegende Gefäßerkrankung dahintersteckt. Die Schmerzen in den Beinen, insbesondere in der Wade, erinnern an Muskelkater. Manche empfinden es auch nicht als Schmerz, sondern sprechen von einem müden, schweren Bein und Spannungsgefühlen. Deutliche Warnsignale sind Schwellungen des Beins. Die Schwellung kann im Bereich der Thrombose, z. B. am Fußknöchel oder Unterschenkel auftreten, es kann aber auch das gesamte Bein angeschwollen sein. Zudem ist die betroffene Region häufig druckempfindlich und fühlt sich warm an. Äußerlich erkennbare Anzeichen für eine tiefe Venenthrombose sind hervortretende Adern, sogenannte Warnvenen, und Hautveränderungen. Die Haut verfärbt sich bläulich rot und wirkt glänzend.

Eine Lungenembolie macht sich durch Atemnot bemerkbar. Das Einatmen ist schmerzhaft, zudem treten gleichzeitig Schmerzen in der Brust auf. Abhängig davon, in welchem Lungenabschnitt der Gefäßverschluss auftritt bzw. wie groß der betroffene Abschnitt ist, können die Folgen lebensbedrohlich sein: schwere Kreislaufprobleme, Herzrasen und Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit.

Da oberflächliche Venenthrombosen mit einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien verbunden sind, sollte man auch hierfür die Symptome kennen und ernst nehmen. Bei einer oberflächlichen Venenthrombose wird der betroffene Venenabschnitt meist als geschwollener, roter Strang sichtbar. Auch hier fühlt sich die Haut warm an. Wird Druck auf den Bereich ausgeübt, kommt es zu stechenden oder brennenden Schmerzen.

Symptome
Tiefe Venenthrombosen Lungenembolie Oberflächliche Venenthrombosen
  • Schmerzen im Bein (ähnlich wie Muskelkater)
  • Schwellungen des Beins, insbesondere Fußgelenk und Unterschenkel
  • Spannungsgefühl im ganzen Bein
  • Gefühl von Schwere oder Wärme im Bein
  • Hautveränderungen: bläulich rote Verfärbung, glänzende Haut im betroffenen Venenabschnitt
  • Warnvenen (hervortretende Adern)
  • Atemnot
  • Schmerzen in der Brust, insbesondere beim Einatmen
  • Schwindel, Benommenheit
  • Herzrasen
  • Blutiger Husten
  • Stechende oder brennende Schmerzen in Ober- oder Unterschenkel
  • Roter, häufig geschwollener Strang im betroffenen Venenabschnitt
  • Gefühl von Wärme im Bein
  • Druckempfindlichkeit im Bereich der Thrombose
Anzeichen abklären lassen

Wenn Sie Anzeichen für eine Venenthrombose bemerken, sollten Sie unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen und den Verdacht abklären lassen. Das gilt umso mehr, wenn bei Ihnen ein oder mehrere Risikofaktoren für Thrombose bestehen.

  • Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einem Blutgefäß. Das kann sowohl die Venen als auch die Arterien betreffen.
  • Löst sich ein Thrombus, kann er vom Blutstrom mitgeschwemmt werden und zum Verschluss kleinerer Gefäße (Embolie) führen.
  • Thrombosen in den Venen entstehen besonders oft in den Beinen.
  • Man unterscheidet zwischen oberflächlichen Venenthrombosen (OVT) und tiefen Venenthrombosen (TVT).
  • Tiefe Venenthrombosen und eine Embolie der Lungenarterie (LE) werden medizinisch unter dem Begriff venöse Thromboembolien (VTE) zusammengefasst.
  • Venöse Thromboembolien (VTE) sind die häufigste und gefährlichste Komplikation für Krebspatientinnen und -patienten.

Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren.